23 May Schau Zoe beim Verabreden zu
Seit Jahren habe ich Ariel & Shya dabei zugehört, wenn sie den Leuten, die daten/sich romantisch verabreden, folgenden Vorschlag machten: Geh aus mit einer ganzen Bandbreite von Kerlen oder Mädels – nicht nur mit denen, von denen du denkst, das könnte „der Eine“ oder „die Eine“ sein. Soweit es mir nur irgend möglich war, habe ich dieser Idee zugehört, aber es hat nie wirklich klick gemacht bei mir – bis vor kurzem. Ganz spontan während einer Woche Urlaub von meinem Job als Lehrerin, machte ich eine direkte Erfahrung vom wahrhaften sich Verabreden.
Während ich auf einer Dating-App herumstöberte, bemerkte ich plötzlich all die attraktiven und interessanten Männer, die ich aus dem einen oder anderen Grund außer Acht ließ: „Der ist zu alt, dieser ist zu jung, der ist Koch/Barkeeper/Pilot, und das weiß man ja, wie die drauf sind.“ Sobald ich sah, dass ich virtuell jeden aus“x“te, wurde mir klar, dass ich eine Wahl hatte. Anstatt reflexartig „nach links zu wischen“ um den Vorschlag abzulehnen, schaute ich mir wirklich jedes Profil an und folgte meiner Intuition.
„Der Typ wohnt recht weit entfernt von mir, aber er sieht wirklich süß aus!“ dachte ich – und wischte nach rechts um zu entdecken: Es war ein Match!
„Der Kerl ist 5 Jahre jünger als ich, aber wow, wir haben jede Menge gemeinsamer Interessen… Ich denke, es macht sicher Spaß, mit ihm einen Kaffee zu trinken.“ Nach rechts wischen – wieder ein Match!
Es dauerte nicht lange, und ich hatte eine Reihe von Verabredungen für jeden Tag der Woche – von Montag bis Freitag.
Am Montag traf ich Yuji*, ein ziemlich schüchterner Archäologe, mit einer Leidenschaft fürs Reisen. Wir hatten eine frühe Verabredung zum Kaffee und machten einen Spaziergang im Park, wo wir die die frisch knospenden Kirschblüten bewunderten. Ich stellte fest, für einen Kaffee machte es Spaß mit ihm, aber ich fühlte mich in seiner Nähe gänzlich unattraktiv – empfand meinen Körper als breit und tollpatschig. Als sich unsere Wege trennten, fühlte ich mich gleich wieder anmutig in meinem kurvigen aber straffen Körper. Hmm – das ist interessant. Der Nächste bitte!
Dan kam 15 Minuten zu spät zu unserem Date am Dienstag. In der Vergangenheit, wenn so etwas passierte, hätte ich angefangen innerlich zu kochen und eine Anklage für die gegnerische Partei vorbereitet, bevor er überhaupt erst angekommen wäre. Dieses Mal machte ich mir den Kopf frei und amüsierte mich mit einem Schwätzchen mit einer Freundin, während ich wartete, neugierig darauf, wer gleich kommen würde.
Dan war HEISS! Breitschultrig mit einer tiefen resonanten Stimme. Wir unterhielten uns über eine große Bandbreite von Themen. Und eh ich mich versah, waren 3 Stunden vergangen, obwohl wir doch geplant hatten, uns nur für ein schnelles Stündchen auf einen Kaffee zu treffen. Als wir wieder hinaustraten in den sonnigen Nachmittag von New York City, gaben wir uns einen leidenschaftlichen, heißen Kuss auf dem Bürgersteig… diese Art von „Kuscheln in der Öffentlichkeit“ (auf englisch PDA = Public Display of Affection. Anm. des Übersetzers) ist normalerweise nicht meine Art! Als er ging hatte ich weiche Knie – im wahrsten Sinn des Wortes. Tatsächlich fühlte ich mich nach unserem Date ein wenig aus der Balance. Ich bemerkte einfach nur all diese interessanten Details und fällte keine Entscheidungen, was als nächstes zu tun ist, oder was das alles bedeutete.
Jede Verabredung war eine einzigartige und weitreichende Erfahrung für mich, ganz besonders, seit ich damit aufgehört hatte mich unter Druck zu setzen, jeden Mann für seine Rolle als zukünftiger Ehemann vorsprechen zu lassen. Stattdessen verabredete ich mich einfach nur und hatte Spaß.
Ich hatte sogar eine gute Zeit mit John bei meinem Mittwoch-Date, der beinah alles, was ich sagte mit einer sarkastischen Bemerkung oder einem kleinen Augenrollen kommentierte. Obwohl es den Anschein hatte, dass er nicht wirklich an mir interessiert war, stellte ich fest, dass ich immer noch das leckere mexikanische Essen genoss, das wir bestellt hatten und neugierig darauf war, was er zu sagen hatte. Ich empfand ein wenig Mitgefühl für sein Verhalten. So unbehaglich es in seiner Nähe auch war, spürte ich, dass dies seine Art war mit seinen Unsicherheiten beim Kennenlernen eines anderen Menschen klarzukommen. Zu meiner Überraschung, sandte er mir später eine SMS und fragte mich nach einer zweiten Verabredung, was ich freundlich ablehnte.
Ich kann mir vorstellen, dass ich vielleicht eine zweite Verabredung mit einigen der Gentlemen haben werde, die ich während dieser ausgedehnten Datingwoche kennengelernt habe. Aber ich finde es genauso aufregend einfach weiterhin zu spielen und die Nuancen zu bemerken, wie ich mich in Bezug auf mich selbst fühle, wie ich mich selbst wahrnehme mit jedem einzigartigen Individuum, dass ich kennenlerne und date.
*Keine realen Namen – diese wurden geändert.
Great story, dear Zoe, thank you for sharing! Wish you a lot of fun with your next dates!