01 Jun Fangen und Freilassen – Eine Angleranleitung zur Erleuchtung
Es ist viele Jahre her, dass wir geangelt haben um zu essen. Damals hatten wir noch nie von der Praxis des „Fangen und Freilassens“ gehört. In jenen Tagen gingen wir an einen See, angelten den ganzen Tag und holten den Fang an Land, ohne groß darüber nachzudenken, was wir danach mit dem Fisch anstellen würden. Wir aßen soviel wir konnten und verschenkten den Rest, aber von Zeit zu Zeit fingen wir mehr, als wir verbrauchen konnten. Da wir es nie zuvor gesehen hatten, kam es uns nicht in den Sinn, dass man einen Fsch an den Haken nehmen konnte, um ihn dann ganz einfach wieder frei zu lassen, damit er zurück schwimmen konnte, in sein fischiges Heim in den unergründliche Tiefen, im rauschenden Fluss oder im tiefblauen Meer.
Dann wurden wir eingeführt in den Sport des Fliegenfischens, und letzten Endes in die Idee von Fangen und Freilassen. Heutzutage wenn wir angeln gehen, dann findet ihr uns mitten in der Natur, die Fliege im weiten Schwung auswerfend, um einen Fisch von ganz nahe und persönlich sehen zu können, bevor wir ihn wieder freilassen, zurück in seine Wasserwelt.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass uns klar wurde, dass Fangen und Freilassen auch genauso gut ein Lebensstil sein kann. Die meisten Menschen gehen durch ihr Leben und sammeln Erkenntnisse, an denen sie festhalten, als ob sie dieses zusätzliche Futter zum Überleben brauchen. Aber das ist, als würde man sich einen Fisch in die Tasche stecken, um ihn später zu essen. Er stinkt!
Wenn du durch den Erwachungsprozess gehst wie durch deinen Tag, mit Bewusstheit, und schlussendlich, wenn Bewusstheit ein Lebensstil wird, dann wirst du viele Dinge sehen. Du wirst sehen, was dich aus der Balance wirft. Du wirst sehen, was dich wieder zurück in deine Mitte bringt. Du wirst verborgene Talente entdecken, und du wirst mechanische Verhaltensweisen sehen, die dir nicht länger dienlich sind. Jedoch, wenn du versuchst dich daran festzuhalten, an dem was du gesehen hast und es wegsteckst, damit du es im Laufe der Zeit immer wieder herausholen, erinnern, damit herumspielen und es herauskitzeln kannst, dann verwandelt sich dieser magische und befreiende Moment des „Aha“ in ein schlüpfriges und schleimiges Kuddelmuddel.
Also, wenn du das nächste Mal etwas siehst in Bezug auf dich selbst, etwas, das sich spontan offenbart oder sogar nach Jahren des Suchens, lass es gehen. Lass es einfach frei von den Haken deiner Gedanken and geh wieder zurück zum Angeln. Es gibt so viele Fische im Meer. Du musst keinen Vorrat anlegen um dir selbst zu beweisen, dass du irgendwo angekommen bist. Du musst sie nicht lagern, damit du einen weiteren Tag überlebst. Wirf die Angel einfach wieder aus und angle weiter.