Nutze den Augenblick – Das Leben ist voller Überraschungen

von Eric – Brooklyn, New York
Being Here...Too

Nutze den Augenblick – Das Leben ist voller Überraschungen

Ein Auszug aus “Being Here…Too, Short Stories of Modern Day Enlightenment

Being Here...Too

Als ich zu meiner Frau Holly ins Krankenhaus stürmte, war alles woran ich denken konnte, Bitte stirb nicht. Als Holly und ich begannen uns miteinander zu verabreden, hatte niemand von uns damit gerechnet, dass wir heiraten würden. Wir waren beide in unseren 50ern und ahnten nicht, dass dies in eine leidenschaftliche und schwungvolle Liebesbeziehung münden würde. Nun, seit über fünf Jahren glücklich verheiratet, sind wir auf einem großartigen gemeinsamen Abenteuer.

Im letzten Januar flog Holly nach Kalifornien, um sich um verschiedene Familienangelegenheiten zu kümmern. Ich war sehr überrascht, als sie mich vom Krankenhaus aus anrief.

„Hey Schatz, ich bin in der Notaufnahme. Du erinnerst dich noch an diese Kopfschmerzen, die ich hatte? Jetzt habe ich eine richtig schlimme Attacke und ich kann auf meinem linken Auge nicht mehr sehen.“

Ich hatte den Ausdruck gehört „Es fühlte sich an, als ob jemand einen Eimer mit Eiswasser über meinem Kopf ausschüttet“. Aber in diesem Augenblick spürte ich tatsächlich diese Empfindung. Es war eine Untertreibung zu sagen, dass ich von diesen Neuigkeiten in Panik versetzt wurde.

“Die Ärzte sagen mir, ich hätte eine Hirnblutung.“

Hirnblutung? – Oh mein Gott!

Mein Gehirn wanderte in einen überdrehten Modus und füllte meine Gedanken mit riesengroßen inakkuraten Details aus Fernsehshows und Filmen.

Ich dachte sofort: „Eine Hirnblutung muss einen Schlaganfall bedeuten! Wird sie gelähmt sein? Wird sie sterben?“

Der nächste Reflex war Panik. Aber auch mitten im Empfangen dieser entsetzlichen Nachricht, wusste ich, dass Panik Holly nicht helfen würde. So hörte ich zu. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe und dass ich so schnell wie möglich zu ihr kommen würde.

Was als nächstes geschah, war ein Wirbelwind all der Dinge, die ich zu regeln hatte, um von einer Küste an die andere zu kommen, um bei ihr sein zu können: Zeitplan, Flugtickets, Freunde anrufen, um Unterstützung zu bekommen und eilig eine Tasche packen.

Später an diesem Tag, im Auto zum Flughafen, als ich nicht mehr abgelenkt war von den Dingen, die es zu tun gab, startete mein Hirn automatisch zur Liste der schlimmstmöglichen Szenarien, die passieren könnten. Aber zum Glück, für mich (und Holly), habe ich Übung darin, im Hiersein. Es war eine einfache Übung, so dass ich überrascht war, wie gut der „Muskel“ des Präsentseins, dem Stress des potentiellen Verlustes meiner Frau widerstand.

Ich nahm einen Atemzug und schaute aus dem Fenster. Ich sah einen hellgrünen Prius, einen dunkelgrauen Mercedes und Wolken am Himmel. Ich sah das Gesicht des Fahrers, der vorbeifuhr und bemerkte die Straßenschilder.

Von Zeit zu Zeit verlor ich meinen Fokus, und ich sah den Anfang eines Horrorfilms vor meinem geistigen Auge, einen in dem ich Holly verloren hatte, einen in dem sie sterben würde, bevor ich dort ankam. Aber immer wenn das geschah, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder nach außen und schaute, was vor meinem Fenster passierte.

Es ist ein sechs Stunden Flug von New York nach San Francisco. Die Fluggesellschaft bot eine Reihe von Filmen an, die ich über mein iPad schauen konnte. Schnell stellte ich fest, dass die Alternative war, mich mit einem anderen privaten Film zu quälen – den Film meines Hirns, mit sich wiederholenden, zunehmend verstörenden Sequenzen über das, was mit Holly passieren könnte und was mit mir passieren würde, wenn ich sie verliere. Also setzte ich meine Kopfhörer auf, drehte die Lautstärke hoch und schaute einen Actionfilm. Als nächstes dann eine Komödie, und ich freute mich über die Ablenkung.

Als ich in San Francisco ankam, begrüßte mich Hollys Cousine und wir fuhren sofort zum Krankenhaus. Ich betrat ihr Zimmer auf der Neuro-Intensivstation und ich war geschockt, Holly so gravierend krank zu sehen. Für mich erschien es, als sei sie an alle erdenklichen medizinischen Maschinen und Geräte angeschlossen, und ich begann zu weinen. Wir schauten uns tief in die Augen, ich ging zu ihr und umarmte sie so fest wie ich mich traute. Sie freute sich, mich zu sehen und war überraschend ruhig. Neben dem Bett stehend, hielt ich ihre Hand. Ich war so dankbar, dass sie noch lebte, ihre Hand warm in meiner.

„Schatz, ich habe weitere Untersuchungsergebnisse bekommen“, sagte sie. „Die Hirnblutung wurde von etwas anderem hervorgerufen. Ich habe einen Hirntumor.“

Ich tat mein Bestes, damit der Raum aufhörte, sich um mich zu drehen, um mich bei ihr zu halten. Ihre Hand in der meinen gab mir Zuflucht, als ich die Neuigkeit verdaute, die niemand hören will. Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich. Wir hatten eine kurze Diskussion und entschieden, dass, was immer auch passierte, wir so voll als irgend möglich in diesem Augenblick leben würden, unabhängig von allen Versuchungen würden wir nicht die Reise in das schwarze Loch einer tragischen Zukunft, die noch nicht hier war, antreten.

Es ist eine Sache, diese Entscheidung zu treffen. Es ist aber wirklich eine andere, diese auch zu leben. Glücklicherweise hatten Holly und ich Werkzeuge. Wir hatten Fähigkeiten gelernt, um im Augenblick zu leben und erwarben diese über viele Jahre, in dem wir an Seminaren über Unmittelbare Transformation teilgenommen hatten. Während ihres einmonatigen Aufenthaltes im Krankenhaus wurde ich regelmäßig überrascht, dass „angsteinflößende“ Dinge sehr bezaubernde Momente sein können, wenn man sie durch eine andere Brille sieht.

Zum Beispiel: Nach Hollys erster Hirnoperation (sie hatte drei), brachten sie sie wieder auf die Intensivstation, wo ich bei ihr war, als sie aus der Narkose aufwachte. Als sie wach wurde, flatterten die Augen auf und sie schaute mich an. Dann murmelte Holly „küss mich“ auf französisch. Oh, wie süß sie war. Ich küsste ihr Gesicht und sie sprach mehr französisch mit mir.

Holly ist Amerikanerin und Englisch ist ihre Muttersprache. Sie lebte einige Zeit in Frankreich und spricht fließend Französisch. Aber die Krankenschwester realisierte nicht, dass Holly zu mir in einer fremden Sprache sprach und dachte, dass ihre Aussprache in Mitleidenschaft gezogen war. Ich sah, dass die Krankenschwester alarmiert war und Angst hatte, dass dies eine Behinderung sei und damit ein unerwünschtes Resultat der Operation.

„Oh, nein, das ist keine Beeinträchtigung“, sagte ich, „das ist Französisch!“

Ich drehte mich zu meiner Frau um und gab mein Bestes, um in meiner schlechten und gebrochenen Version dieser Sprache zu antworten.

Plötzlich bekam ich Angst. Ich dachte plötzlich, dass sie durch die Operation ihre Fähigkeit englisch zu sprechen verschwunden sein könnte. Als ich sie anlächelte und ihr Gesicht küsste, plante ich panisch, wie schnell ich denn Französisch lernen könnte, um mit ihr kommunizieren zu können.

Dann tat die Krankenschwester etwas Brillantes. Sie sagte: „Holly, ich spreche kein Französisch, sprich englisch.“ Holly sagte: „Okay.“ Und zu meiner großen Erleichterung wurde mein Französischkurs in die ferne Zukunft verbannt.

Während Hollys Genesung von der Hirnoperation, war es essentiell, dass sie so wenig sensorischen Einflüssen wie möglich ausgesetzt war. Das bedeutete, dass ihr Zimmer dunkel und ruhig sein musste.

Da ich entschlossen war, jeden ihrer wachen Momente mit ihr zu verbringen, bedeutete das aber auch, dass ich keinerlei normale Ablenkung von meinen Gedankengängen hatte, denn Fernsehen oder Gespräche waren keine Option. Zum Glück hatte ich mein Laptop dabei und als Anwalt mit meiner eigenen Kanzlei, konnte ich von dort aus arbeiten.

Als Holly schlief, stürzte ich mich in meine Arbeit. Emails wurden gelesen und beantwortet, rechtliche Recherchen wurden erledigt und Schriftsätze erstellt. Ich konnte meinen Kunden behilflich sein und meinem Gehirn konstruktive Arbeit geben, um es davon abzuhalten schmerzhafte Fantasiewege hinabzusteigen. Ich antwortete zeitnah per SMS und Email all unseren wunderbaren und fürsorglichen Freunden und Familie, die uns zur Seite standen. Natürlich bin ich immer noch ein Mensch, und hin und wieder driftete ich ab und verzweifelte. Aber wenn dies geschah, realisierte ich, dass verärgert und verstört zu sein nicht hilfreich ist – weder für mich und sicherlich nicht für Holly. So war es für mich nicht allzu schwierig in den Augenblick zurückzukehren und wieder an die Arbeit zu gehen.

Unser beider Entscheidung, sich für das zu interessieren, was um uns herum geschah – speziell die Menschen, die wir trafen – war unglaublich wertvoll. Wir engagierten uns mit jedem, den wir kennenlernten: die Ärzte, Schwestern, Reinigungspersonal. Weil es die Neuro-Intensivstation war, wurde Holly ständig untersucht, befragt, therapiert und sie bekam Blut entnommen. Jede Interaktion war eine Möglichkeit, nicht nur kleine Freundlichkeiten auszutauschen, sondern eine Chance, mit jemandem zu sein und wirklich zuzuhören. Jeder Augenblick gab uns die Gelegenheit, uns so zu verhalten, als ob wir genau hier sein wollten und nicht in einen Traum zu verfallen, in dem wir von dem Tag träumten, an dem wir hier wegkommen würden.

Als Ergebnis konnten Holly und ich den Experten wirklich zuhören, um herauszufinden, wie es um sie stand, anstatt in unserem Gehirn die Geschichte zum Besseren oder Schlechteren abzuwandeln. Das wiederum erlaubte uns, eine Wahl aufgrund von fundierten Fakten zu treffen, anstatt Entscheidungen zu fällen, die auf unserer Angst basierten. Dies war ausschlaggebend als Hollys Chirurg uns mitteilte, dass ihre erste Operation, obwohl sie hilfreich war, die Flüssigkeit zu entfernen, die den Hirndruck verursachte, nicht komplett erfolgreich war.

„Ich war nicht fähig, genügend Material für die Biopsie zu bekommen, die das Pathologielabor benötigt. Ich muss erneut Material entnehmen. Ohne die Materie erkennen wir nicht den genetischen Aufbau des Tumors und können diesen nicht richtig behandeln. Ich kann verstehen, wenn sie zurück nach New York möchten, um das machen zu lassen.“

Holly wollte nicht warten. Sie vertraute dem Mann intuitiv.

„Du bist Teil meines Teams. Ich vertraue dir, das Material entnehmen zu können, damit es erledigt ist“, sagte sie mit einem Lächeln. Innerhalb einer Woche wurde die zweite Operation durchgeführt und das Ergebnis war eine erfolgreiche Biopsie, welche an das Labor gesendet wurde.

Das Ergebnis unseres Trainings im “Hiersein“ war, dass wir es wirklich genossen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Ob die Bettpfanne gewechselt wurde, oder ein Teil des chirurgischen Teams, sie waren alle hochqualifizierte Profis und faszinierende Wesen. Wir interessierten uns für ihr Leben und schlossen sie in unseres mit ein. Wir ließen es nicht zu, dass die Umstände von Hollys Erkrankung uns engstirnig nur als Patientin und Mann der Patientin definierten. Wir waren immer noch ganzheitliche Lebewesen mit vielen Interessen und unbegrenzten Möglichkeiten.

Nachdem Holly viele Tests absolvierte hatte, Ultraschall und zwei Gehirnoperationen, stand es ihr frei wieder zu reisen und wir flogen zurück nach New York, wo wir ein neues Ärzteteam trafen. Sie hofften, dass Holly direkt mit der Behandlung des Tumors beginnen konnte. Aufgrund von Komplikationen musste sie leider noch einmal operiert werden. Sie sagten uns, wir könnten den Eingriff sofort angehen, oder noch etwas warten. Holly drehte sich zu mir um und sagte „Carpe diem, Baby.“ (Das ist Latein und bedeutet „Nutze den Tag“).

Holly erholt sich momentan, und es geht ihr sehr gut. Die Experten glauben, dass sie mit ihrem Tumor im Laufe der Zeit leben kann, dass es ein chronischer Zustand ist, kein lebensbedrohlicher. Unsere Beziehung ist weiterhin stark und wir bekennen uns weiterhin dazu, den Tag zu ergreifen. Zum Spaß haben wir uns passende „Carpe diem“ (Nutze den Tag) Tattoos machen lassen und wir haben mehrere gemeinsame Reisen geplant. Ich bin mir nicht sicher, was als nächstes kommt, aber das weiß niemand von uns. In diesem Augenblick ist es Liebe, Glück und das Abenteuer geht weiter, während wir den Augenblick ergreifen und unserer nächsten Serie von Überraschungen des Lebens begegnen.

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