01 Aug Grünere Weiden
Ein Auszug aus Lebe im Augenblick! – Verwandeln statt verändern
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Anmerkung von Ariel und Shya: Ursprünglich haben wir „Grünere Weiden“ 2007 geschrieben, und wir haben es in Lebe im Augenblick hinzugefügt, als es vom Windpferd-Verlag in 2011 neu aufgelegt wurde.
Während wir uns durch die Beschränkungen hindurchbewegen, die uns die Pandemie in unserem Leben auferlegt hat, hat jede und jeder von uns die Gelegenheit in diesen Augenblick zu investieren und Befriedigung zu erleben, genau hier, genau jetzt. Anstatt die Fantasie am Laufen zu halten, dass eines Tages, wenn die Umstände mehr dem entsprechen was wir mögen, unser Leben wieder „startet“.
Wir sahen einmal eine Ziege, die hinausgebracht worden war, um auf einer saftigen Weide zu grasen. Das Gras war hoch und es gab reichlich Futter, doch die Ziege war nicht zufrieden damit. Es sah lustig aus, wie sie sich abmühte, um auf die nebenan liegende Weide zu gelangen. Ihre Vorderbeine schwebten frei in der Luft und hingen über den Zaun, während sie sich vergeblich nach einem Bissen Grün reckte, der gerade außerhalb ihrer Reichweite lag. Natürlich war das Gras auf der Weide nebenan keineswegs üppiger oder höher oder saftiger, aber sag das mal der Geiß!
Und nach welchen “Weiden” reckst du dich? Die meisten Menschen bemühen sich angestrengt um etwas, das sie ihrer Meinung glücklich und zufrieden machen wird, und recken sich nach etwas Besserem oder anderem. Das Problem dabei ist nur, dass es immer irgendetwas anderes gibt, das gekauft oder produziert werden muss damit du glücklich und zufrieden sein kannst. In Wahrheit kannst du in diesem Augenblick nur das haben, was du hast. Alles, nachdem du dich sehnst, beraubt dich der Möglichkeit, dich am Reichtum deines Lebens zu erfreuen.
Die Menschen werden derart von dem getrieben, was sie anstreben, dass sie ihr Leben verpassen. Du magst dich vielleicht im Augenblick vielleicht tatsächlich beeilen, dieses Buch zu Ende zu lesen, und dabei versuchen, dir irgendeine Frage zu beantworten oder irgendeine Agenda zu erfüllen. Doch während du dich nach Kräften bemühst, von dem Geschriebenen zu profitieren, bist du im Augenblick tatsächlich beim Lesen nicht ganz bei der Sache.
Viele von uns leben ihr Leben so, als würden sie durch das Teleobjektiv einer Kamera blicken. Ein Teleobjektiv ist auf ein Objekt in der Ferne fokussiert und schließt alles aus, was sich am Rande dieses Objektes befindet. Somit übersiehst du alles, was um dich herum vorgeht. Unmittelbare Transformation entspricht eher einem Weitwinkelobjektiv. Dieses behält alles im Fokus, ob es nun ganz nah oder weit entfernt ist, und das, was du siehst, besitzt Dreidimensionalität und Tiefe. Das Teleobjektiv lässt die Dinge dagegen weitaus mehr zweidimensional oder flach werden; du verlierst die Tiefenschärfe. Wenn Menschen ganz damit beschäftigt sind, eine Veränderung durchzuführen, ärgern sie sich, wenn sich ungebetene Dinge in den Ablauf „hineindrängen“ und den Fluss bei dem stören, was sie ansteuern. Bei einer transformativen Herangehensweise wird das Leben zu einem Tanz, das zur Kenntnis zu nehmen, was ist, anstatt zu einer angespannten Erfahrung, bei der wir versuchen, alles fernzuhalten und auszuschließen, was nicht auf dem richtigen Weg zu liegen scheint, um die Dinge herbeizuführen, die wir in Zukunft haben wollen, weil wir meinen, dass sie uns glücklich machen oder Erfüllung schenken.
Man könnte sagen, dass das Leben ein Sichentfalten von Augenblick zu Augenblick ist. Wir haben Vorlieben, die häufig nicht mit dem übereinstimmen, wie sich das Leben entfaltet, weil wir lieber versuchen, irgendwo anders hinzukommen, als da zu sein, wo wir sind. Wir meinen, dass sich noch etwas Besseres einstellen wird, das jetzt nicht da ist – während doch tatsächlich dieser Augenblick alles ist. Dieser gegenwärtige Augenblick ist es.
Die Menschen sind derart damit beschäftigt, sich Sorgen um das zu machen, was sie nicht haben oder wie es in Zukunft damit aussehen wird, dass sie es sich kaum gönnen, etwas wirklich zu genießen und sich daran zu erfreuen, wie die Dinge gerade jetzt sind. Das Leben wird zu einer ständigen Sorge um das, was nicht ist, anstatt zu einem genussvollen Zelebrieren dessen, was ist. Denn wenn wir, so wie die Ziege, unsere Energie nur so investieren, das zu wollen, was wir nicht haben, und es uns nach quälenden Zielen verlangt, die gegenwärtig außerhalb unserer Reichweite liegen, dann wird Zufriedenheit für ein fiktives „Irgendwann“ aufgegeben, das niemals eintritt.