01 Dec Ein transformativer Augenblick
Der Anruf kam früh am Sonntagmorgen, am Wochenende vor Weihnachten. Es war meine Schwester Cathy mit den Neuigkeiten, dass meine 91-jährige Mutter gefallen war und sich auf dem Weg ins Krankenhaus befand. Einer dieser Momente, der meine Urängste aktivierte: Das Leben meiner Mutter ist in Gefahr!
Es war ein Schock. Mama trug ein elektronisches Alarmarmband und sie hatte den Knopf gedrückt, der dann rot leuchtete, um anzuzeigen, dass Hilfe unterwegs war – nur, dem war nicht so. Das Armband funktionierte nicht richtig. Stunden später gelang es ihr sich mit den Fersen über den Boden zu schieben zu meinem schlafenden Vater – er rief meine Schwester an, sie rief den Notruf und der Krankenwagen kam, um meine unterkühlte Mutter in die Notaufnahme zu bringen, wo sich herausstellte, dass sie sich das Becken gebrochen hatte.
Die Truppen werden zusammengetrommelt – meine Schwester Mary fährt von ihrem Haus in Oregon in den Staat Washington, und Cathy und Mary werden bei meinem Vater bleiben, der an schwerer Kurzzeitgedächtnis-Demenz leidet und sich nicht länger als eine halbe Stunde erinnern kann, dass Mama im Krankenhaus ist. Ich reserviere meinen Flug. Alles, was möglich ist, wird getan.
Wir springen weiter zum Dienstagmorgen. Ich habe meinen Tag begonnen, angefangen zu packen, Dinge im Büro erledigt, damit ich für zehn Tage fortkann. Shya macht mir Frühstück. Ich bringe den Teller mit den frischgebratenen Eiern und Speck in unseren Wintergarten und setze mich aufs Sofa, um ein wenig von den Morgennachrichten zu erhaschen. Ich setze den angewärmten Teller auf meinem Schoß ab. Ich schau herunter auf mein Essen und die Dinge verschwimmen. Mein Blick wendet sich nach innen. Mein Geist ist auf der Startlinie, der Motor dreht auf – wrumm, wrumm. Vorbereitung auf das Rennen, es surrt schneller, Dinge fertig machen, Aufgaben erledigen, was wird mich erwarten, was wird geschehen, nicht bei Shya sein über die Feiertage… Ich konzentriere mich wieder, und plötzlich tauchen meine Eier mit Speck wieder auf.
Ich hebe meine Gabel.
Ich nehme einen Atemzug.
Ich bewege mich langsam und bewusst.
Ich sehe alle vier Zacken der Gabel. Ich bewege sie mit Präzision zu meinem Essen… bring all meine Aufmerksamkeit dorthin/hierher, als ich das Eiweiß durchschneide.
Ich spüre die Textur des Eis und bemerke, dass es leicht gummiartig ist und einzigartig.
Ich bin zurück in der Echtzeit.
Als wir zwei Nächte zuvor am Sonntag im Bett lagen, und ich nicht schlafen konnte, hörte ich wie Shya aus der Dunkelheit heraus sagte, „Alles gut mit uns?“
„Ja, warum fragst du?“
„Ich kann deine Distanz spüren. Du musst in Gedanken sein.“
„Ja.“ Ich lächle.
Eine Pause. Immer noch kein Schlaf.
„Es braucht nur einen Augenblick, um schräg draufzukommen.“ Sagt er.
Ich lächle erneut. „So wahr!“
Ich versteh das. Ich folge meinen Gedanken in die Zukunft und mache mir Sorgen über „was wäre wenn“ und versuche für alle Eventualitäten und Sorgen gerüstet zu sein, „schräg draufzukommen“ ist so gut wie sicher.
Zurück zum Sofa – es ist Dienstagmorgen. Die Wärme meines Tellers wärmt meine Hosenbeine und meine Oberschenkel, auf dem ich ihn abgestellt habe. Gabel in der Hand versuche ich mein Ei. Der nächste Bissen wird Speck sein. Und mir wird klar, erneut, es bedarf auch nur eines Augenblicks, um genauso gut hier zu sein.