01 Oct Das Masken Meditations-Spiel
In den späten 80igern lebt wir fast zwei Jahre lang in einem Meditationszentrum in Norditalien. Die Villa Volpe, in der sich das Zentrum befand, gibt es immer noch, aber die Internationale Meditationsakademie ist Geschichte, nachdem wir uns alle in der Welt verstreut haben, als der finale sechs Monate dauernde Kurs vorbei war. Wir praktizierten dort viele verschiedene Formen der Meditation und letztendlich begannen wir unser Leben mit Bewusstheit zu leben – einfach beobachtend wie wir leben, ohne zu bewerten oder zu verurteilen was wir sehen.
Einmal setzten die Verantwortlichen eine Reihe von Regeln in Kraft, um unsere Achtsamkeit zu fördern. Es zielte darauf ab, jedem Einzelnen von uns in Echtzeit bewusst zu machen, dass da zu sein wo wir sind, wichtiger ist als das, wo wir hingehen möchten. Es funktionierte so:
Die Mahlzeiten fanden jeden Tag ungefähr zur selben Zeit statt, mit kleinen Abweichungen abhängig davon, was serviert wurde und den entsprechenden Zubereitungszeiten usw. Wenn das Küchenteam uns zum Mittag- oder Abendessen rufen wollte, wurde eine Glocke geläutet, die auf dem ganzen Gelände zu hören war. Wenn wir die Glocke hörten, dann eilten wir nicht los, um uns die Hände zu waschen und das Mittag- oder Abendessen einzunehmen. Stattdessen hielt jeder uns 30 Sekunden inne, wo auch immer wir uns befanden. Ein Fuß konnte halb in der Luft hängen, ein Mund würde offenstehen mit dem Wort eines unvollendeten Satzes, eine Haarbürste stoppte mitten im Bürstenstrich. Es wurde zur Disziplin nicht zu sich selbst zu sagen, Nun gut, es macht nichts aus, keiner ist hier, der sehen könnte, dass ich mich bewege. Ich kann weitermachen.
Monate später verfeinerten wir das Spiel. Die Pause fand nicht nur statt, wenn die Glocke zu den Mahlzeiten läutete. Jetzt bedeutete das Spiel 15 Sekunden zu pausieren, wann immer wir über eine Schwelle oder durch eine Tür traten. Wir entdeckten, dass es einfach war, sich in Gedanken zu verlieren und die Tür nicht mehr im Blick zu haben und einfach nur hindurch zu gehen. Erneut, es bedurfte der Disziplin und der Bewusstheit und einer Bereitschaft das Spiel so zu betrachten, als ob es von Bedeutung war, um konstant erfolgreich zu sein. Es bedurfte auch der Bereitschaft die Vorstellung gehen zu lassen, dass man vielleicht albern aussehen könnte, oder peinlich berührt zu sein, dass man pausierte, einzig und allein aus keinem Grund außer der selbst gegebenen Direktive, das Spiel zu spielen und es gut zu spielen.
Heutzutage ist unser neuer Grund innezuhalten, eine Person weit weg auf der Straße zu sehen oder wie sie einen Parkplatz überquert. Aber anstatt unseren Spaziergang zu unterbrechen, werden unsere Masken aus der Tasche geholt oder von dem einen Ohr, an dem sie baumeln, und sie sind aufgesetzt, lange bevor wir uns innerhalb der 1,5-Meter-Abstandszone befinden.
Wir haben uns hauptsächlich in Quarantäne befunden, also gibt es nur eine minimale Chance, dass wir eventuell jemanden anstecken könnten – aber selbstverständlich weiß das die Person, die sich uns nähert, nicht. Und wir befinden uns vielleicht weit entfernt von dicht bevölkerten Gebieten, und die Menschen, mit denen wir zusammentreffen, könnten auch gesund sein. Aber erneut, auch das wissen wir nicht. Aber nichts davon ist wirklich von Bedeutung, weil wir das Maskenspiel spielen. Es ist ein Spiel der Achtsamkeit, eine Meditation des Lebens im Augenblick und es gut zu leben.
Anmerkung der Autoren: Dieser Artikel wurde teilweise inspiriert von unseren Spaziergängen mit Sicherheitsabstand mit Lenore Pemberton. Als wir draußen und mitten drin waren wurde uns bewusst, auf welch fließende und nahtlose Art sie ihre Maske anzog und die Beständigkeit, mit der sie das tat.
Das brachte unsere Bewusstheit auch dahin, wie wir das mit dem Maskentragen halten. Letztendlich, wenn wir spazieren gehen, machen wir uns gegenseitig darauf aufmerksam, wenn sich uns von hinten ein Fahrradfahrer nähert oder eine Person vor uns ins Blickfeld kommt. Dieses Maskenmeditationsspiel kann alleine gespielt werden oder im Team.
Noch eine zusätzliche Anmerkung: Ursprüngliche trugen wir unsere Schlauchschals als Masken, wenn wir spazieren gingen. Irgendwann haben Wissenschaftler enthüllt, dass Schlauchschals, die dafür entwickelt wurden, dass man sie in der Sonne trägt beim Angeln usw., die am wenigsten effektive Form der Gesichtsbedeckung sind, weil sie darauf abzielen, luftdurchlässig zu sein. Also tragen wir jetzt reguläre Masken.