Ich Liebe Flughäfen!

01 Oct Ich Liebe Flughäfen!

Die Menschen waren überrascht, als Kat während eines unserer Seminare aufstand und ohne Einleitung ganz enthusiastisch verkündete: „Ich liebe Flughäfen!“ Es war an einem Montagabend zu Beginn des Frühlings, und wir hatten die Teilnehmer ermutigt, nach vorne in den Raum zu kommen und darüber zu sprechen, was in ihrem Leben passiert. Kat ist ein zierliche, dynamische Frau, Ende Zwanzig mit schulterlangem, kastanienbraunem Haar. Sie stand auf den Ballen ihrer Füße, lehnte sich in Richtung der Gruppe und grinste, während sie sagte: „Kürzlich bin ich von der Westküste zurückgeflogen und hatte eine Zwischenlandung in Chicago, wo sie einen plötzlich auftretenden Schneesturm hatten. Als mein Flug landete, kam die Durchsage, dass mein Anschlussflug gestrichen wurde, und sie baten uns, über eines der kostenfreien weißen Telefone Kontakt aufzunehmen. Ich nahm den Hörer ab und wurde mit einer total netten Frau verbunden, die mir half, meinen Flug neu zu buchen. Dann ging ich in ein Restaurant, wo ich eine total nette Mahlzeit hatte. Und ich hatte die Gelegenheit herumzugehen und Menschen zu beobachten und die Flughafen-Shops zu besuchen. Ich war erstaunt, dass ich kein Bedürfnis hatte, mich zu beschweren. Ich danke Transformation dafür. Ich war es so gewohnt, verärgert zu sein und jede noch so geringe unerwartete Änderung machte mich verrückt. Zumindest habe ich in jener Zeit so darüber gedacht.“

„Was meinst du damit?“ fragte Ariel.

„Nun,“ sagte Kat, „ich habe tatsächlich gedacht, dass jemand oder etwas mich verrückt machen kann.“

„Ah, ja,“ sagte Shya, „die meisten Menschen machen die äußeren Umstände dafür verantwortlich, wenn ihre Wut oder ihr Verdruss hervorgerufen wird.

Wir sind durch unsere Kultur, in der wir aufgewachsen sind, so programmiert, zu glauben dass unsere Verärgerung durch Ereignisse oder andere Menschen verursacht wird, anstatt zu realisieren, dass unsere Verärgerungen Überbleibsel unserer eigenen nicht erlebten Emotionen sind. Wenn du also die Lebensumstände dafür verantwortlich machst, als wären sie die Ursache für deine Emotionen, dann bist du nicht ehrlich, dass die Emotionen in dir selbst generiert werden und so vervollständigen sie sich nicht. Sie sind nicht wirklich erlebt. Ihr Grund ist außerhalb von dir angesiedelt, so als wenn du keine Kontrolle über sie hast und in der Tat, zunächst hast du auch keine. Ursprünglich ist deine emotionale Erfahrung ein Auslöseimpuls, ein Wiederanregungs-Mechanismus. Wie wir vorher schon sagten, ist es Teil deines kulturellen Erbes oder akzeptierter Glaube, den die Kultur als Wahrheit betrachtet.”

„Und allem, dem du dich widersetzt oder das du nicht ganz und gar erlebst, das bleibt bestehen und wird stärker und dominiert letztendlich dein Leben,“ führte Ariel fort. „Deshalb haben viele Menschen Ärger und Verdruss wie auf Knopfdruck. Sie denken fälschlicherweise, dass jemand oder etwas ihre Verärgerung verursacht hat. Aber was sie nicht realisieren ist, dass sie bereits geladen sind und jede Störung eine Explosion auslösen kann. Es funktioniert ähnlich wie bei einem Gewehr. Es ist naheliegend zu glauben, dass ein geladenes Gewehr schießt, sobald man den Abzug betätigt. Aber wenn kein Pulver in der Patrone ist, spielt es keine Rolle, wie häufig du den Abzug drückst, es wird kein „Peng“ als Resultat geben. Je besser du darin wirst, Ja zu dem zu sagen, was geschieht, desto unwahrscheinlicher wirst du aufflackernde Feuer haben, wenn das Leben nicht den Weg geht, den du willst.“

„Im Allgemeinen erlauben sich die Menschen nur selten, das zu fühlen, was sie fühlen,” sagte Shya. „Sie sind daran gewöhnt, etwas außerhalb sich selbst für ihre Emotionen verantwortlich zu machen, so dass diese Gefühle sich niemals vervollständigen können. Was es bedarf, ist zu fühlen, was man fühlt, sich dem nicht zu widersetzen und nicht etwas außerhalb von sich selbst dafür verantwortlich zu machen. Der Vorgang, es diesen Körpergefühlen und Gedanken zu erlauben zu fließen, ohne sie mit etwas anderem zu assoziieren oder zu verbinden, erlaubt es ihnen, sich zu vervollständigen – d.h. erlebt zu werden.

Das Leben entfaltet sich perfekt in jedem Augenblick, also hast du es nicht falsch gemacht, selbst wenn du die Umstände für deine Emotionen verantwortlich gemacht hast. Aber wenn du das tust, dann kommen diese Emotionen wieder und wieder zurück, damit sie vervollständigt werden können. Was es bedarf, ist Mitgefühl mit dir selbst und anderen. Es benötigt außerdem aufzuhören, jemandem die Schuld geben/Recht haben zu wollen, dass jemand anderes verantwortlich für deine Erfahrungen ist. Es ist notwendig, die Geschichte aufzugeben, deinen Eltern die Schuld zu geben, deinem Leben die Schuld zu geben, ja selbst dir die Schuld zu geben. Es geht einfach darum, mit deinen Erlebnissen zu sein und zu fühlen was du fühlst, ohne dich dafür zu be- oder verurteilen.“

„Genau!“ sagte Kat mit einem Grinsen. „Jetzt muss schon eine Menge passieren, bis ich meine Mitte verliere. Und wisst ihr was cool ist?“ fragte sie in den ganzen Raum. „Ich musste mir selbst nicht erzählen, nicht verärgert zu sein – ich war es einfach nicht.

Ich hörte euch beide über die Jahre sagen, `Nichts hat Bedeutung´ und `Alles hat Bedeutung´ – dass es nichts gibt, das es Wert ist, darüber seine Fassung zu verlieren. Und es ist möglich, sein Leben so zu leben, als ob alles, was du tust, und jeder Moment wichtig ist, nicht nur die Momente, die du bevorzugst. Ich realisiere das für mich, es ist nicht mehr nur eine Idee. Ich lebe mein Leben tatsächlich auf diese Weise. Natürlich verliere ich es von Zeit zu Zeit und werde verärgert, aber es ist so viel einfacher für mich, meine Verärgerung zu sehen und mich nicht selbst dafür zu verurteilen.“

„Das ist brillant“ sagte Shya. „Die meisten Menschen verbringen viel Zeit im Transit – auf Flughäfen, auf dem morgendlichen Arbeitsweg, in Schlangen am Bankschalter oder im Supermarkt, und sie denken in diesen Momenten, dass ihr Leben eine Pause macht, während sie zu ihrem beabsichtigten Ziel reisen oder bis sie zum Schalter vortreten, um ihren Geschäften nachzugehen. Während sie warten, um dorthin zu gelangen, wo sie hinwollen, beschweren sich die Menschen und verbünden sich sogar in ihren Beschwerden. Das Wunder von Flugreisen, das Wunder eines Autos werden beide als gewöhnlich angesehen. Aber wenn du hier bist und Ja zu dem sagst, was in diesem Augenblick deines Lebens geschieht, dann werden sogar `gewöhnliche´ Augenblicke, banale Aufgaben und Ereignisse zu etwas Außergewöhnlichem.“

Kat grinste wieder. „Ich liebe mein Leben!“ verkündete sie und ohne weiteres Aufheben kehrte sie zu ihrem Stuhl zurück.

Eindeutig hat Kat eine wichtige Fertigkeit gelernt – die Fähigkeit Ja zu sagen zu Situationen, über die sie offensichtlich keine Kontrolle hat. Sie hat entdeckt, wie man mit Umständen so umgeht, als wären sie ihre Präferenz und als wären sie erst einmal ihre Idee, und das gibt ihr die ultimative Kontrolle. Alles, was es bedarf ist, sich aus vollem Herzen mit dem Leben zu engagieren, während es sich entfaltet.

Diese Fähigkeit, Ja zu dem zu sagen, was in deinem Leben geschieht, wird ein wenig komplizierter, wenn es scheint, als wenn du die Wahl hast und du die falsche Wahl treffen könntest. Im Folgenden von Ariel erzählten Beispiel bezieht sie sich auf eine Geschichte, wo sie sich scheinbar Shya hingibt. In Wahrheit ist es eine hochentwickelte Version, Ja zum Leben und den Wahlmöglichkeiten des Lebens zu sagen.